25.05.2016 - Ausblick auf das heutige Relegationsspiel beim SV 07 Elversberg

Aus redkaos.de
Wechseln zu: Navigation, Suche

FSV-Fans fiebern Entscheidung entgegen Vorbericht vom FSV Medienpartner „Freie Presse“ (geschrieben von Thomas Croy und Thomas Prenzel)

Knisternde Spannung liegt über der Stadt. Heute Abend werden die Straßen leergefegt sein. Alles blickt gebannt nach Elversberg: Teil 1 des Aufstiegskrimis.

Die Vorfreude unter den Fußballanhängern ist greifbar. Eine ganze Saison hat man darauf hingearbeitet. Jetzt sind es nur noch wenige Stunden bis zum Anpfiff: Heute, 19 Uhr, beginnt für den FSV Zwickau beim Südwest-Vize SV Elversberg die Relegation zur 3. Liga.

Der Meister der Regionalliga-Nordost ist gestern, 10.14 Uhr, mit dem roten Mannschaftsbus in Richtung Kaiserslautern aufgebrochen. Vor der Übernachtung dort absolvierte das Team am Abend noch eine Trainingseinheit. Mehrere hundert Fans wollen die Westsachsen im Auswärtsspiel anfeuern. Alle Anhänger der Rot-Weißen, die heute nicht mit nach Elversberg fahren können, können sich den Aufstiegskrimi gemeinsam mit Gleichgesinnten auf dem Hof der FSV-Geschäftsstelle an der Geinitzstraße anschauen. Der Verein erhebt einen Obolus von 2 Euro (Einlass ab 18 Uhr). Der Internet-Livestream wird auf einer Großbildleinwand gezeigt. Eine Direktübertragung im Fernsehen scheiterte am starren Sendeschema des MDR, der zu dieser Zeit Ländermagazine ausstrahlt. Die Karten für den Heimbereich beim Rückspiel am Sonntag, 15.05 Uhr im Vogtlandstadion Plauen sind ausverkauft. Die letzten 200 Tickets gingen gestern Nachmittag weg wie warme Semmeln.

Duell der Torjäger - wer lacht zuletzt?

Jonas Nietfeld und Mijo Tunjic stürmten einst gemeinsam in Erfurt. Nun wollen beide ihren Verein in die 3. Fußball-Liga schießen. Der FSV Zwickau ist schon einmal in der Relegation aufgestiegen - so wie der SV Elversberg auch.

Sie kennen sich gut: Jonas Nietfeld, Torjäger des FSV Zwickau, und Mijo Tunjic, sein Pendant beim SV Elversberg, kämpften in der Saison 2013/14 um einen Stammplatz bei Drittligist Rot-Weiß Erfurt. Nun sind sie erneut Kontrahenten, aber in verschiedenen Teams. Auf Nietfeld ruhen die Aufstiegshoffnungen der Westsachsen. Mit seinen zwei Toren am Sonnabend in Schönberg hat der 22-Jährige noch einmal Selbstvertrauen für die Relegation getankt. 15 Treffer gehen in dieser Saison insgesamt auf sein Konto, und das soll noch nicht das Ende der rot-weißen Fahnenstange gewesen sein. "Der Druck war zuletzt schon krass. Wir durften uns keinen Ausrutscher leisten. Ist doch klar, dass wir jetzt das Ding zu Ende bringen wollen", erklärt Jonas Nietfeld. Der gebürtige Mindener kam über die Stationen Hannover 96 (Jugend), Rot-Weiß Erfurt und FC Schalke II zum FSV - und das aus klaren Beweggründen. "Ich bin nach Zwickau gewechselt, um mit dem Verein aufzusteigen." Punkt.

Nietfeld redet nicht wie ein Buch, aber was er sagt, hat Hand und Fuß. Auf dem Rasen ist er zuletzt vor allem mit Köpfchen im Einsatz gewesen. In Auerbach (Treffer zum 2:2) sowie bei den Siegen gegen Jena und auch in Schönberg erzielte der 1,88 Meter lange Angreifer wichtige Tore per Kopf. Und wenn man so will, wird dieser Körperteil auch in den Relegationsspielen heute (19.00 Uhr) beim SV Elversberg und am Sonntag (15.05 Uhr/live MDR) in Plauen von großer Bedeutung sein. "Wenn zwei Spiele entscheiden, ist die mentale Stärke sehr, sehr wichtig. In Elversberg wartet sicher eine relativ große Kulisse auf uns", sagt Nietfeld. Soll heißen: Wer da seine Nerven nicht im Zaum hält und die Hosen voll hat, verliert. Dass sein Team einen Vorteil besitzt, weil es im Rückspiel mit den eigenen Fans im Rücken antreten kann, glaubt der Stürmer nicht unbedingt, zumal es ja kein echtes Heimspiel im Vogtlandstadion Plauen wird. Das Beispiel Nürnberg hat dies auch gerade gezeigt.

Dennoch soll der Traum am Sonntag Wirklichkeit werden. Vorausgesetzt, Zwickaus Abwehr mit dem einstigen Elversberger Profi Robert Paul kann SVE-Torjäger Mijo Tunjic in Schach halten. Mit 21 Treffern ballerte sich der in Gradicic (ehemals Jugoslawien) geborene Angreifer gerade eben zum Torschützenkönig der Südweststaffel. Hinzu kommen sechs Tor-Vorlagen. In 33 der 34 Partien stand der 28-Jährige in der Startelf der Saarländer und freut sich nun auf ein Wiedersehen mit seinem Ex-Sturmpartner Jonas Nietfeld. "Ich habe mitbekommen, dass Jonas zuletzt einen ganz guten Lauf hatte. Aber den werden wir jetzt stoppen", erzählt Tunjic, der seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland zu Hause ist. Im gemeinsamen Drittligajahr in Erfurt (2013/14) spielte Tunjic (23-mal Startelf) trotz eines Mittelfußbruches und einer Rotsperre (3 Spieltage) öfter als Nietfeld (13-mal Startelf), erzielte allerdings mit drei Toren zwei weniger als sein damaliger Sturmpartner. "Aber in Erfurt hatte ich keine gute Zeit. Mit dieser Saison bin ich dagegen zufrieden. 21 Tore sind nicht selbstverständlich", sagt Tunjic. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Sein Vertrag läuft am 30. Juni des Jahres aus. Ob es nur im Fall des Aufstieges in Elversberg weitergeht, verrät der Profi nicht: "Das ist alles offen." So wie das Duell der Torjäger.

Voraussichtliche Aufstellung FSV: Unger - Berger, Mai, Paul - Wachsmuth, Lange - P. Göbel, Frick, Schlicht (Schröter) - Nietfeld, Zimmermann.

Michael Wiesinger steht für den Erfolg beim SV Elversberg - Wiedersehen alter Bekannter

Vor dieser Saison verpflichtete der SV Elversberg Trainer Michael Wiesinger - und mit ihm kam das Niveau auf eine höhere Stufe. Bei seiner Vorstellung sagte der ehemalige Bayern-Profi (Meister und Pokalsieger): "Ich möchte, dass die Spieler wissen, wie gut es ihnen geht und dass sie sich nie zufriedengeben dürfen, bevor ein Ziel erreicht ist."

Auf die Frage, welche Art Fußball er spielen lässt, antwortet der 43-Jährige nüchtern: "Erfolgreichen. Wir brauchen schlaue Spieler, die einen offensiven und dominanten Angriffsfußball spielen können." Dass er davon einiges umsetzen konnte, zeigt die Saisonbilanz. Erst im letzten Punktspiel, als Elversberg die Aufstiegsrelegation längst erreicht hatte, verlor der SV seine Spitzenposition durch eine 1:2-Niederlage bei der TSG Hoffenheim II an Waldhof Mannheim.

Elversberg steht für Heimstärke. 14 von 17 Spiele gewannen die Saarländer in der Ursapharm-Arena (10.000 Plätze) an der Kaiserlinde, nur eins (gegen Kassel) ging verloren.

Ein Treffen Altbekannter wird es nicht nur im Duell der Torjäger (Nietfeld-Tunjic) geben. Die beiden Kapitäne, Toni Wachsmuth (Zwickau) und Thomas Birk, spielten von 2011 bis 2014 gemeinsam beim Chemnitzer FC, ehe sich ihre Wege trennten. Außer Birk kicken weitere einst in Sachsen unter Vertrag stehende Profis beim SVE. Torhüter Daniel Batz wechselte wie Verteidiger Marco Kehl-Gomez im Winter vom CFC nach Elversberg. Leandro Grech (3 Saisontore als Innenverteidiger) spielte 2008 bei Erzgebirge Aue.

Zur Historie | Die Aufstiegsrelegation zur 3. Liga wird in diesem Jahr zum vierten Mal ausgetragen. In den ersten vier Jahren seit Bestehen der 3. Liga sind jeweils die Tabellenersten der drei Regionalligen direkt in die 3. Liga aufgestiegen, darunter gelang dies aus den neuen Bundesländern Babelsberg (2010), dem Chemnitzer FC (2011) und dem Halleschen FC (2012) als Meister der Regionalliga Nord.

Seit der Saison 2012/13 werden die drei Aufsteiger in die 3. Liga zwischen den fünf Regionalliga-Meistern sowie dem Vizemeister der Regionalliga, deren Region die meisten Vereine und Mitglieder im DFB stellt (derzeit Südwest), in einer Aufstiegsrunde mit drei Spielpaarungen in Hin- und Rückspiel ermittelt: 2013 schafften das RB Leipzig (gegen Sportfreunde Lotte), Holstein Kiel und der SV Elversberg, 2014 die SG Sonnenhof Großaspach, der SC Fortuna Köln und der FSV Mainz 05 II (gegen TSG Neustrelitz). Im vergangenen Jahr setzten sich der 1. FC Magdeburg (gegen Kickers Offenbach), die Würzburger Kickers und Werder Bremen II durch.

Der FSV Zwickau spielte bisher dreimal um den Aufstieg zur 2. Bundesliga. 1991 war der FSV nach den Vorfällen im Spiel gegen Aue, als randalierende Hooligans einen Spielabbruch provoziert hatten, dazu verdonnert worden, seine Aufstiegsspiele sämtlich auswärts auszutragen. Kontrahenten waren der 1. FC Lok Leipzig (0:0, 0:3), Stahl Eisenhüttenstadt (0:1, 2:2) und der FC Sachsen Leipzig (1:2, 2:1). Hinter Lok und "Hütte" wurde Zwickau damals Dritter.

Im Jahr 1992 folgte nach einem verkorksten Auftakt bei Union Berlin (0:3) eine furiose Aufholjagd durch die Elf von Gerd Schädlich. Gegen den FC Berlin (früher BFC) siegte der FSV 2:0, verlor dann trotz glänzender Leistung in Wolfsburg 1:3, revanchierte sich dafür aber zu Hause mit einem überzeugenden 4:2-Erfolg. Die abschließenden Siege beim FC Berlin (2:1) und im denkwürdigen Fußball-Krimi gegen Union (8:2) nutzten jedoch nichts. Wolfsburg leistete sich keinen Ausrutscher mehr und stieg als Gruppenerster auf.

Wegen Lizenzproblemen schloss der Verband 1994 Union Berlin am grünen Tisch von der Relegation aus. Der Aufsteiger wurde in einer Dreiergruppe ermittelt. Zwickau startete mit einem 3:0-Sieg bei Energie Cottbus, schlug den BSV Brandenburg daheim mit 3:1 und behielt zu Hause auch gegen Cottbus mit 3:1 die Oberhand. Am 11. Juni 1994 machte Zwickau in Brandenburg mit einem 1:1 den Aufstieg im dritten Anlauf perfekt.

-- Zurück zur Saison 2015/16